Boden

"Wir haben die Erde nicht von unseren Eltern geerbt –
sondern von unseren Kindern geliehen."

Indianische Weisheit

 

Unsere wertvollste Arbeitskraft und gleichzeitig ein Mysterium. Auf unserem Boden wachsen die Pflanzen, laufen wir Lebewesen und bauen wir unsere Gebäude. Doch welche Beachtung schenken wir dem Boden dabei? Wir beackern und formen ihn, wie wir es wollen. Wenn er unter unseren Schuhen klebt, im Haus, oder wo auch immer es uns gerade nicht passt, wird unser Boden zum Dreck. Doch ist es nicht gerade dieser Boden aus dem alles Leben entstanden ist, der alles Leben ernährt und in dem Leben abschließend auch endet?

Meine Antwort: Ja und wir beachten ihn viel zu wenig! Und viel schlimmer, wir lernen nicht draus! Der Untergang vieler großer Zivilisationen, von den Babylonien, Inka und sogar Rom sind nicht nur durch Politik, Katastrophen und ähnliches zugrunde gegangen, sondern auch unter dem Einfluss von Boden. Sie alle haben in der Gier (und auch dem Bedarf, den mehr Bevölkerung mit sich bringt) den Boden mehr beansprucht, als dieser aushält. Die Folge waren Bodenverschlechterungen bis zu einem Punkt, an dem ganze Reiche anfingen zu zerbrechen.

 

Uns Landwirten ist die Bedeutung des Bodens für die tägliche Arbeit bewusst. Im Studium habe ich gelernt: Woraus ein Boden besteht, welche unterschiedlichen Formen er haben kann, welche chemischen, physikalischen und biologischen Eigenschaften enthalten sind. Ich möchte Ihnen die ganzen komplexen Beschreibungen ersparen, denn beim Aufbau von Boden kommt es erstmal nur auf die Schichten an:

  • Auflage/Oberste Schicht:
    In diesen obersten Zentimetern befinden sich sehr grobe Pflanzenreste und auch einige größere Insekten und größere Pilze. Für kleinere Lebewesen, wie Bakterien und kleinste Pilze ist hier kein Platz, sie halten die Temperaturen und besonders die UV-Strahlung nicht aus.

  • Oberboden:
    Hier spielt sich richtig was ab. Viele der Kleinstlebewesen leben hier und bauen die organischen Stoffe immer weiter ab, damit diese pflanzenverfügbar sind. Einige Pflanzen haben hier schon eine intensive Durchwurzelung
    (z.B. Gras), einige Pflanzen können die Abbauprozesse nicht so gut ab und wurzeln lieber tiefer.

  • Unterboden:
    Hier laufen die Abbauprozesse deutlich langsamer ab. Hauptsächlich finden wir hier Mineralboden und Dauerhumus, der nur langsam zersetzt wird.
    Viele Nährstoffe werden aus dem Oberboden mit dem Wasser nach unten gewaschen und sind hier im optimalen Fall pflanzenverfügbar.

  • Grund:
    Noch eine Schicht weiter unten ist der Grund, dieser ist nährstoffarm und für Pflanzen nicht attraktiv. Zum Teil treten hier natürliche Verdichtungen und Auswaschungshorizonte auf. Je nach Boden fängt der Grund schon nach einigen Zentimetern oder auch erst nach Metern an. Für die Pflanzen bedeutet mehr
    Ober- und Unterboden mehr durchwurzelbare Zonen und somit besserer Wachstum.

Es wurden eben die unterschiedlichen Lebewesen erwähnt, welche sich im Boden tummeln. Nur weil wir nicht richtig in den Boden schauen können, glauben wir Menschen das Leben spielt sich auf der Erde ab. Doch in einem Quadratmeter Boden leben um die 100 Billionen Lebewesen mit bis zu 1 kg Gewicht. 
Auf einen Hektar gerechnet sind das 10.000 kg Lebendmasse. Wenn wir die landwirtschaftliche Fläche und die Anzahl der Menschen in ein Verhältnis setzen, dann sind wir bei fünf Menschen pro ha. Dazu kommt unser jährlicher Fleischkonsum von knapp über 60 kg. Dann sind wir bei nicht einmal einem Zehntel der Gewichtsmasse von Leben unter der Oberfläche.

 

Für uns Grund genug, sich mehr und mehr Gedanken über den Boden zu machen. Beim Pflügen werden die untersten Bodenschichten nach oben geholt, alle Luft- und Wasserleitungen des Bodens werden abgeschnitten. Dadurch, dass wir den Boden umdrehen, befinden sich Lebewesen vom Oberboden nun tief unter der Oberfläche und können nicht mehr überleben, genauso geht es den Mikroorganismen, welche mit der unbedeckten Bodenoberfläche und der Sonne nicht fertig werden und sterben. Dazu kommt, dass der unbedeckte Boden sehr anfällig für Wind und Regen ist. Jährlich verschwinden Millionen von Tonnen Erdboden in Deutschland durch Erosion (Mitnahme von Boden durch Wasser und Luft).

Für uns ein Grund, wo es nur geht auf den Pflug zu verzichten. Im Mais sind wir dabei auf StripTill umgestiegen. Dabei werden nur unter den Maisreihen schmale Streifen gelockert. Der Boden dazwischen bleibt unberührt und mit Bewuchs bedeckt, er bremst Wind und Regen. Zusätzlich konnten wir feststellen, dass sich selbst nach der Bestellung im StripTill Verfahren noch viele kleinere Tiere auf den Flächen aufhalten. Sie dient Vögeln (z.B. dem Kiebitz) als Brutstätte, bzw. deren Brutstätten wären deutlich vermindert wenn auch nur 20% der Fläche bearbeitet werden. Und auch Hasen und Rehe können sich hier noch bequem verstecken. So viele Vorteile bringen auch Nachteile mit sich - das ist in diesem System der Einsatz von Glyphosat, der selbst bei einer abfrierenden Zwischenfrucht im Herbst gegen die Frühjahrskeimer nahezu zwingend ist. Da aber fast der komplette Boden mit grünen Pflanzen bedeckt ist, gelangt im Vergleich zu vielen anderen Anwendungen nur ein Bruchteil des Mittels auf den Boden, in dem durch die gute Bodenaktivität eine schnelle Abbaurate herrscht. In diesem Sinne vermindern die Vorteile für den Natur- und Bodenschutz auch gleichzeitig die Einträge der sich daraus ergebenden Pflanzenschutzmaßnahmen.

Auf allen unseren Flächen sorgen wir das ganze Jahr über für eine durchgängige Bodenbedeckung und versorgen so das Bodenleben mit Nahrung. Paralllel versuchen wir den Boden möglichst wenig zu bewegen, denn das machen ja schon die Pflanzen und Lebewesen für uns. So tragen wir erheblich zum Naturschutz und dem Erhalt unserer Böden bei.

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